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Memorabilia



Robert Sturmhoevel einzig als Maler der postmodernen Romantik zu bezeichnen wäre genauso verlockend und zugleich irreführend, wie sich von den glänzenden Oberflächen seiner Werke blenden zu lassen. Denn wenngleich die Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit, die düstere Süße und Schönheit des Unbewussten in seinen Werkserien einen gewichtigen Platz einnehmen, kommen hierbei die »Mythen« nicht aus dem Mittelalter, sondern direkt aus seinem Umfeld. Vermeintlich persönliche Hintergründe sind die Basis für vordergründig unschuldige Erzählungen, jedoch so konstruiert, dass der Betrachter ohne Mühen die Schatten eigener Erinnerungen darin sehen kann. Dadurch erzeugen die Narrationen seiner großen Szenerien und Bildserien stets eine beklemmende Stimmung und provozieren beim Betrachter eine seltsame Vertrautheit, aber auch Unsicherheit. Die Bildwelten Sturmhoevels scheinen fast »zu schön«, um wahr zu sein.


Die Galerie Coucou zeigt mit »Memorabilia« eine Übersicht seiner neuen Werke. Einige der großformatigen Malereien knüpfen an die Serien »Flashbacks« und »Brothers« an, die 2015 in den Räumen des Kasseler Kunstvereins zu sehen waren. Andere wiederum, wie die Aquarelle, eröffnen eine ganz neue Richtung seiner Erzählweise und sind somit eine Vorschau auf die in den nächsten Jahren kommenden Arbeiten. In seiner neuen, kleinformatigen Edition der »Flecken« reizt Robert Sturmhoevel die Grenzen der Malerei aus, widersetzt sich der Banalität des Materials und löst die Farbe vom Bildträger, um ihr eine neue Haltung zu geben – ganz in der Schwebe zwischen Objekt und Fläche.


In einem überlagerten und präzise unverklärten Zustand befindet sich auch das »Karussell«. Ein aus der Traumwelt entrissenes Objekt, das eine scheinbar harte Landung in der Gegenwart hinter sich hat. Somit ein Beweis, dass auch die physische Welt vor der Gedächtnis- und Farbzersetzung Sturmhoevels nicht sicher ist. Die vorgetäuschte Täuschung dieses Fundstückes ist eine frühe und folgenschwere Entscheidung, die als Auftakt zu seinen späteren Narrationen gesehen werden kann.


So ist es ein sehr persönlicher Akt, wenn er Teile seines Atelierbodens und die darauf dokumentierten Arbeitsprozesse offen legt. Zum ersten Mal werden Teile aus »pieces« gezeigt wo der buchstäbliche Grund unter seinen Füßen zum pigmentverhafteten Zeuge und Tatort zugleich wird. Eine intime Einladung auf gemeinsamen Spurensuche zu gehen. In der aktuellen Ausstellung greifen alte und neue Erzählstränge ineinander und entführen den Betrachter hinter den Spiegel vermeintlicher Erinnerungen, ganz ohne diesen zu zerbrechen. Die für diese Ausstellung neu produzierte Werke sind durch ältere, aber für Sturmhoevels Schaffen wegweisende, Stücke ergänzt und geben den Besuchern der Galerie die Gelegenheit ganz unmittelbar Teil dieses »Memorabilia« zu werden. Robert Sturmhoevel ist 1983 in Berlin geboren, studierte an der Kunsthochschule in Kassel und wurde 2015 mit dem Kasseler Kunstpreis der Dr. Wolfgang Zippel Stiftung ausgezeichnet.




Milen Krastev, 2016

    

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